Rezensionen

(Bensheimer Anzeiger 19.9.2015, Klaus Roß)

Junge Organistin vom Format

 

...präsentierte die junge Heidelberger Organistin Tereza Scharf beim zweiten Konzert der Bensheimer Orgelwochen in der Michaelskirche unter dem Motto „Spiritualität und Tanz“ vor allem ein Programm aus weniger bekannten Stücken......Künstlerisch ließ die 1985 in Ostböhmen geborene Musikerin (derzeit Assistentin des Bezirkskantors Michael Braatz an der Friedenskirche Heidelberg) keinerlei Zweifel daran, dass sie zu den herausragenden Nachwuchskräften ihrer Zukunft zählt.

 

....verdeutlichte Scharfs unwiederstehlich lebendige und mitteilsame Interpretation der Variationspartita „Sei gegrüßet Jesu gütig“ BWV 768. Rhythmische Energie und lyrische Emphase schienen in der auch farblich fein nuancierten Wiedergabe bestens vereint.

 

...Besonders wertvoll wurde der Abend jedoch durch Ihre klangfreudigen Ausflüge ins 20. Jahrhundert, die das Publikum in der Michaelskirche geradezu exemplarisch für den schier unerschöpflichen Reichtum moderner Orgelmusik sensibilsierten.

Marcel Duprés zarte impressionistische Miniatur „Ave Maria Stella“ , Marian Sawas wohl von polnischer Folklore inspirierte „Tanzbilder, schließlich Petr Ebens auf einem böhmischen Choral basierendes Finalstück „Gottes Lohn“ aus dem 1987 entstandenden Zyklus „Hiob“. Hier war wirklich für jeden Zuhörer- erfahrene Orgelfans inklusive- etwas Neues dabei.

 

...auf weitere konzertante Begegnungen mit der selbstbewussten jungen Organistin darf man nach dem ergiebigen Abend in der Michaelskirche erst recht gespannt sein.“

 


Tip-Verlag Südhessen, 5. August 2014, H. Nowacki:

Tereza Scharf machte die "Große Blaue" zu ihrer Orgel

Die 29-jährige Tereza Scharf, zurzeit Chorleiterin an der Heidelberger Friedenskirche, blickt bereits auf eine Karriere mit zahlreichen Konzerten zurück. Am Sonntag begeisterte sie ihr Publikum in der Domkirche mit ihrem eindrucksvollen Programm. Foto: Hannelore Nowacki

LAMPERTHEIM – Tereza Scharf verlieh dem 10. Lampertheimer Orgelsommer einen stimmungsvollen Beginn. Die beruflich vielseitig und international engagierte junge Heidelberger Musikerin, die im ostböhmischen Chrudim auf die Welt kam und schon seit ihrem achten Lebensjahr Unterricht in Komposition und Improvisation am Klavier erhielt, verschaffte den rund hundert Zuhörern in der Domkirche mit ihrer Progammauswahl ein besonderes Musikerlebnis, wie der immer wieder aufflammende Applaus am Ende des Orgelkonzertes zeigte. In ihren Begrüßungsworten stellte Tereza Scharf ihr Programm vor, das sich auf gregorianische Stücke aus der Zeit der deutschen Renaissance und des deutschen Frühbarocks konzentrierte –  Johann Sebastian Bach (1685-1715) mit der „Fuga sopra il Magnificat“, Samuel Scheidt (1587-1654) mit „Magnificat“, Heinrich Scheidemann (1595-1663) mit „A solis ortus cardine“ und „Kyrie summum“. Stücke aus dem achtteiligen Zyklus „Hiob“ von Petr Eben (1929-2007) gaben dem Konzert die dramaturgische Tiefe. In diesen Werken spiegelt sich die Weite menschlichen Erlebens und Fühlens, die Tereza Scharf in ihrem Orgelspiel zum Ausdruck brachte – überwältigend mit wuchtigen Bässen, gewaltigen Aufschreien im Leiden, dem sehnsuchtsvolles Rufen folgte – dramatische Augenblicke, die leise erzählend, sanft und leicht, auch ins Heitere wechselten.

Schrill und anklagend gab sich die „Große Blaue“ unter ihren Händen, trotzig brummend, dann wieder versöhnlich klingend, um am Ende mit „Hiob“ und „Gottes Lohn“ aus dem Zyklus „Hiob“ von Petr Eben  die Orgel kraftvoll und optimistisch verkünden zu lassen: „Der Herr erhob alsdann Hiobs Angesicht und gab Hiob noch mehr Glück als er zuvor besessen“. Diesen Spannungsbogen mit seinem versöhnlichen Ende hatte die Künstlerin bereits in ihren einführenden Worten erahnen lassen, als sie sagte: „Wir sind nicht allein“. Nach Momenten der vollkommenen Stille in der Domkirche, wenn der letzte Orgelton eines Stückes verhallt war, folgte die gesangliche Gestaltung der gregorianisch geprägten Stücke, eindrucksvoll dargeboten vom Lampertheimer Tenorsänger Volker Will.